Es schimmerten die Knöpfe…
Auf einmal lag es vor mir auf der Trasse der alten Rodelbahn und ragte, halb von Erde verborgen, aus dem Boden hervor: ein Stück Perlmutt. Ungefähr handtellergroß, mit Zacken auf der einen Seite und relativ dick. Die Nachfrage in einem Forum für Geologie brachte ein spannendes Stück Stadtgeschichte zutage.
Mein Fund war Abfall aus einer Perlmuttdrechslerei!

Im Liebhartstal im 16. Wiener Gemeindebezirk waren früher tatsächlich weit über hundert Betriebe ansässig, die aus Perlmutt Knöpfe und andere Gebrauchsgegenstände drechselten. Und wie gelangte nun das Perlmutt in den Ottakringer Wald? Ganz einfach: diverse mineralische Reststücke wurden zur Aufschüttung von Straßen und Wegen verwendet. Durch Erosion gibt die Erde diese Schätze wieder frei, und wenn man Glück hat, ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um sie zu finden.

Welches Kleidungsstück die aus dem Fundstück entstandenen Knöpfe damals zierten, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Auch die Erscheinung und Persönlichkeit der Trägerin oder des Trägers – manches bleibt einfach der Phantasie überlassen!
Der Spiegelgrund als Beispiel für die Identität eines Ortes
Und so kam auch die Spiegelgrundgasse zu ihrem Namen. Die Abfälle welche bei der Knopferzeugung anfielen, „zierten“ den Boden mit ihrem Schimmer, ein spiegelnder Grund eben. Wer schon einmal Perlmutt in der Sonne hat funkeln sehen, kann sich das lebhaft vorstellen.
Aber in der Zeit des zweiten Weltkriegs legte sich ein Schatten über diesen Ort. Der Name Spiegelgrund ist untrennbar mit den Gräueltaten der NS-Zeit verbunden. Mögen die Seelen jener, die hier ihr Leben lassen mussten und grausamen Misshandlungen ausgesetzt waren, in Frieden ruhen.
Im Otto Wagner Spital gibt es hierzu eine Gedenkstätte, wo durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes eine Ausstellung die damaligen Verbrechen dokumentiert und sich damit auseinandersetzt.
Weitere Informationen: Gedenkstätte Steinhof